Auf nach Tarifa

Etwas mehr als 7000 km in 2 Wochen. Wieso macht Man(n) sowas ? Eine Frage, die uns gestellt wird und auf der wir jede Menge Antworten finden. Jeder von uns mit seinen eigenen Bilder und Nuancen, die beim Rückblick auf diese Reise kommen. 

Vereinfacht und kurz gefasst startet die Motorrad-Reise im Münsterland nahe der holländischen Grenze über  Luxemburg zum Atlantik im Süden von Frankreich , danach den direkten Weg durch Spanien zu Tarifa entlang der portugisischen Grenze. Von dort fahren wir weiter durch den Süden von Spaniens entlang des Mittelmeeres wieder Richtung Frankreich, streifen Andorra, Monaco, integrieren die Route der Grandes Alpes. Die letzte Übernachtung ist in der Schweiz. Wir finden eine gute Mischung zwischen Autobahn-, genüsslichen Landstraßen- und kurvenreichen Alpen- Fahrtagetage.

Der Treffpunkt zum Start der Tour war am Rastplatz Bottrup Süd auf der A2. Freudig und aufgeregt geht’s los. Unser erstes geplantes Etappenziel ist der Regionaler Naturpark Forêt d’Orient in der Champagne in Frankreich. Ein Campingplatz direkt am See. 

Es ist Pfingstwochenende und wir haben nicht reserviert. Nach einem ersten schönen Fahrtag, der nach der Autobahn Knüppelei in Luxemburg begann, war es mittlerweile fast 20 Uhr und wir waren in einer Gegend,  in der es keinen Campingplatz, Pension oder Hotel mehr für diese Nacht gab. Somit fuhren wir  weiter unserer Route. Ein Blick und Impuls im richtigen Moment führte uns kurz hinter Troyes zu einem Schnellimbiss, wo Menschen draußen gelassener Stimmung sich unterhielten und tranken. 

Ein Glück, dass Dirk so gut französisch spricht und wir in Kontakt mit den Franzosen in dem Schnellimbiss kommen und unser Problem, keine Unterkunft zu finden, gehör findet. Wir werden fast schon herzlich bedient und für mich, der gar kein französisch spricht, ist eine Verständigung mit Händen und Füßen möglich.

Ich kann mich nur an wenige Momente erinnern, eine so offene, freie und vorsichtige Gastfreundschaft erlebt zu haben. Es stellt sich heraus, dass die Menschen vor dem Schnellimbiss eine motorradbegeisterte Familie ist, die uns in Ihrem Garten zum Zelten einladen, was wir dankend annehmen. Mit Pizza und Bier im Schnellimbiss versorgt, können wir nur wenige hundert Meter weiter unsere Zelte aufbauen – und das ist noch nicht alles….

Ich habe noch nichts zum Lachen! Meine Pizza fehlt noch…

Es geht weiter… das erste Mal relativ schnell unsere Zelte aufgebaut zum Schutz des angekündigten Regen sprechen wir bei einem Bier über den ersten Fahrtag. Wir sitzen nicht lange,  da kommen unsere Gastgeber und laden uns zu einem Getränk zu sich ein. Die ganze Familie war anwesend inklusive der Großeltern.

Unser erster gemeinsamer Camping-Abend…

Michel, der Großvater, ein Motorradliebhaber zeigt mir seine Werkstatt mit verschiedenen Motorrädern und Motoren, von dem ich nur wenig verstehe und auch schon mal gar nicht auf französisch, aber ich spüre eine Begeisterung in dem was er mir zeigt und artikuliert. Manchmal braucht es gar nicht mehr für einen Begegnung. Die ganze Familie zeigt uns Ihre Motorrad Begeisterung. Der Sohn und die Enkel von Michel sind begeisterte Enduro-Fans auf Wettkampf Niveau.

Irgendwann regnets und wir wechseln von der Terrasse ins Wohnzimmer, trinken Champagner, wie es in der Gegend der Champagne üblich ist. Wir sind überwältigt von der Gastfreundschaft – wie lachen sehr viel zusammen und bekommen noch rechtzeitig die Kurve, denn ein langer Fahrtag auf der Autobahn steht bevor. 

Am nächsten Morgen kümmert sich Michel rührend um uns. Er bietet uns sein einfaches Badezimmer an und ein kleines Frühstück mit Croissants und Kaffee, dass wir gerne annehmen. Entzückend ist auch zu beobachten, dass seine Frau im Hintergrund immer dabei ist und die Gastfreundschaft von Michel unterstützt. 

Wie werden von Ihm über einen Schleichweg zur Autobahn geführt und konnten den Abschied zum Glück in einem Foto auffangen. Danke Michel! 

Französische Autobahn und Maut

Paris weiträumig zu umfahren hat geklappt und wir sind auf der Autobahn zu unserem nächsten Ziel zu einem Campingplatz bei Pons weniger als hundert km vom Atlantik entfernt. 

Direkt zu Anfang werden wir von einem heftigen Gewitter erwischt und als wir von den ersten Tischtennis großen Hagelkörner getroffen werden, was übrigens bei 80 km/h schmerzlich sein kann, rasten wir eine Stunde unter einer unter Wasser stehenden Autobahnbrücke. Dirk hat den Regenradar im Blick und wählt einen passenden Moment, um die letzten Schauer zu umfahren.

Mehr Regen geht nicht…

Die französische Maut-Technik bringt Dirk und Ingo – milde ausgedrückt zum Kochen – leider erwischen diese immer mal wieder ein Terminal, daß entweder die Maut-Karte nicht lesen kann oder eine kontaktlose Bezahlung herausfordernd ist. Wir kommen dann doch alle durch,  auch wenn der durschnittliche Cortisolspiegel bei dem einen oder anderen immer mal wieder gerissen wird. 

Zum späten Nachmittag verlassen wir die Autobahn und fahren auf Landstraßen durch hügelige Gebiete mit Weinreben, verträumte kleine Dörfer und eine so andere Natur als im  Münsterland. Der Campingplatz ist mitten im Nirgendwo und sehr, sehr einfach. 

Es ist immer noch das Pfingstwochenende und wir haben auch keine Chance uns mit Getränken und Essen zu versorgen. Dirk entlockt den Campingplatzbetreiber einige Spirituosen aus seinem privaten Bestand – das abendliche Bier(e) nach einem Fahrtag wird zum Ritual. 

 Das leibliche Wohl kommt etwas zu kurz – die Notverpflegung mit Tütensuppen und Fertiggerichte muss her.

Von Frankreich nach Spanien  

Bis Mittags sind wir auf der Autobahn unterwegs, vorbei an Bordeaux, Biarritz und dann sind wir schon in Spanien. Es ist so selbstverständlich und einfach über eine weitere Landesgrenze zu fahren – ein klarer Vorteil eines jeden EU-Bürgers im Schengen-Raum. Unser Ziel heute ist der Campingplatz Berceo in der Provinz La Rioja. 

Auf der Höhe von Donostia San Sebastian halten wir uns südlich, verlassen die Autobahn und ab mittags fahren wir herrlich-kurvenreiche Landstraßen im Norden von Spanien, mit Blick auf schroffen Hügeln und malerischen Ausblicken. Die NA-4150 führt entlang des Flusses Urumea und es ist geil mit einer Reiseenduro diese Straße entspannt mit einem Blick für diese Natur zu erleben. 

Wir Vier sind mit einem Kommunikationssystem von Sena ausgestattet und können uns während der Motorradfahrt als Gruppe austauschen – die Betonung liegt auf “können” . Ingo fährt vor und warnt uns vor entgegenkommenden Fahrzeugen oder schnellen Änderungen der Straßenverhältnisse – super hilfreich – und Hut ab bei der zügigen Fahrt neben der Navigation auch das im Blick zu halten.

Es gelingt uns rechtzeitig am Campingplatz Berceo anzukommen und wir checken das erste Mal in Spanien ein. Der Campingplatz ist noch leer und wir brauchen einige Anläufe während der Verständigung, da die Bedienung wenig Englisch spricht. 

Wir merken, dass es deutlich wärmer wird je weiter wir uns unserem Ziel nähern. Wir beenden den Abend in ausgelassener Stimmung.

Gerade am Campingplatz angekommen…
Besprechung weiters Vorgehen für den nächsten Tag, kurz mal zu Hause melden…
Auch in Spanien hat die Saison noch nicht begonnen. Wir haben alles für uns alleine
Auch in Nordspanien ist die Verständigung in Englisch schwierig… Pizza und Bier zu bestellen ist international

Sierra de la Demanda

Vor uns liegt ein wunderbarer Fahrtag durch den Nordwesten Spaniens. Wir genießen die herrlich Kurven- und Haarnadel- reiche Strecke entlang des Flussbettes des Rio Najerilla, der durch den Stausee “Embalse de Mansilla” gespeist wird. Unser erster Stop am Stausee…

Die Straße.. „La Curva de Carola“ oder LR-113
Über diese Brücke sind wir gekommen

Die Straßen sind leergefegt und wir sehen für Stunden kaum Fahrzeuge auf den Straßen. Wir fahren durch alte Dörfer und auch dort sind keine Menschen zu sehen. Wahrscheinlich hat auch hier vor vielen Jahren eine Landflucht in Richtung größerer Städte stattgefunden. Das ist eine Vermutung von mir, aber ob es stimmt, kann ich nicht sagen.

 

Warten bis die von drei Hunden geführte Schafherde vorbei zieht. Wir haben keinen Menschen gesehen!

Die Natur in dieser Gegend wirkt, der fruchtbare Norden Spaniens sieht aus wie ein Mix aus natürlichen Gebieten und landwirtschaftlich kultivierten Flächen. Uns fehlt teilweise die Sprache für das was wir sehen und durch die kurvenreiche Strecke erleben – da kommt über das Sena dann mal – boah – ohhh – wau – und mehr braucht es nicht.

Im Dorf “Barillo de Herreros” gibt es unser Frühstück  – es wird auch Zeit! – am Rathausplatz finden wir ein Lokal und bekommen dort ein super leckeres, frisch zubereitetes Baguette mit Serrano-Schinken und einen Milchkaffee – was eine Vorfreude bei mir für die nächsten Tage…

Blick auf den Marktplatz von Barillo de Herreros
Es ist heute deutlich wärmer als die letzten Tage.. wir suchen den Schatten.

Wir bewegen uns weiter südlich auf einsamen Straßen und verweilen kurz in der Stadt Mojados. Die Temperaturen sind über 30 Grad,  fahren weiter zu einem Campingplatz an den Ausläufern des  Stausees der “Embalse de Santa Teresa” in der Nähe der Stadt Guijuelo.

Unglaublich – wir haben den ganzen See für uns alleine – schnell die Zelte aufgebaut, einige Biere und dann ab in den See – der Blick vom See auf die umliegenden Berge ist atemberaubend und wir Vier sind verdammt-nochmal Glückspilze genau jetzt in dem Moment zusammen dieses zu erleben. 

Der See für uns alleine
Blick auf dem See vom Campingplatz

Extremadura

Es ist der fünfte Tag unserer Reise. Wir sind morgens vor sieben auf den Beinen, es wird Kaffee gekocht, sich ausgetauscht, die Route besprochen, das Wetter geprüft,  frisch gemacht, Zelte abgebaut und verpackt. Das morgendliche Ritual bringt uns in Bewegung. 

Dieser schön gelegene Campingplatz an den Ausläufern des Stausees der “Embalse de Santa Teresa” bleibt mir in Erinnerung und ist für mich ein interessantes Ziel für einen weiteren Urlaub. Wir sind in der Region Kastilien-Leon, Madrid ist ca. 220 km in östlicher Richtung entfernt.

Wir starten wieder auf schönen kleinen Landstraßen mit engen Kurven und Kehren und wissen noch nicht ,dass wir ab mittags lange, gerade Landstraßen in südlicher Richtung fahren mit steigenden Temperaturen, die an unserer Konzentration zehren. 

Unser Halt für’s Frühstück ist Bejar (Salamanca), eine Stadt mit historischen Zentrum. Die Route des Navigationssystems von BMW (Navigator 5) führt den Fahrer, bei Auswahl der Option “kurvenreiche Strecke” immer durch den Stadtkern. Bei diesem Ort empfanden wir das als gute Wahl. 

pan con tomato, por favor

Im Cafe “El Murallon” probieren  wir ein “pan con tomate: Brot, Tomate, Olivenöl”, was in dieser Gegend üblich zum Frühstück oder als Mittagssnack gegessen wird und es schmeckt köstlich. Dabei ist es sehr simpel. Es ist ein getoastetes Weizenbaguette, was mit frisch passierten Tomaten bestrichen und mit Olivenöl und etwas Salz verfeinert wird.

Leider ist nicht so viel Zeit und wir wollen unser Tagesziel erreichen. Beim Verlassen der Stadt fahren wir an der “Plaza de Toros”, einer Stierkampfarena vorbei – nicht, dass ich den Stierkampf befürworte, aber ich würde gerne mehr von den Menschen hier über diese Kultur wissen.

Die Extremadura…
Einfach geil diese Weite und Schönheit der Natur
Leere Straßen.. die Extremadura hat eine sehr geringe Bevölkerungsdichte.. ideal für ein Road-Abenteuer

Wir halten an einer Staumauer über die die Wassermengen für den  “Rio Alagon” mit Schleusen begrenzt wird. 

Das Wasser wird zusätzlich über diese Kanäle in die Tiefe zum Fluss geführt..
Der Blick von einer Schleuse, die Wegen Umbauarbeiten nicht in Betrieb ist.

Später halten wir dann nochmal am Aussichtspunkt auf den “Rio Tajo” kurz vor der Abfahrt zur EX-208.

Den Camping-Platz “El Vireo” in der Nähe von Merida erreichen wir zum frühen Abend und lassen diesen anstrengenden Fahrtag mit hohen sommerlichen Temperaturen gemütlich und entspannt ausklingen.

Geschafft…

Tarifa

Wir wurden letzte Nacht von hochgewachsenen Platanenbäume geschützt. Der kräftige, warme Wind kam mir vor als wären wir nahe dem Meer und das andauernde Rascheln der Blätter über Nacht wirkte beruhigend auf mich. 

Wir kommen zeitig los, um vor der erwarteten Hitze ab mittags ein gutes Stück weiter zu kommen. Nachts kühlt es sich angenehm ab, tagsüber erreichen die Temperaturen im Südwesten dieses Jahr bereits Anfang Juni über 35 Grad.

Es sind knapp 400 km bis Tarifa, die wir heute zügig erreichen. Die zu fahrende Strecke ist unspektakulär und ab Sevilla fahren wir Autobahn, die wir erst kurz vor dem Ziel, verlassen. Bis Sevilla fahren wir Landstraße, die parallel zur Autobahn nach Sevilla liegt.

Wir sind in den Modus gewechselt öfter kürzere Pausen zu machen – ideal bei der Hitze. 

Rastplatz ca. 50 km vor Sevilla

Wir fahren am westlichen Rand auf Landstraßen an Sevilla, der Hauptstadt Andalusiens, vorbei und dann geht’s auf die Autobahn – wir wollen bei der Hitze raus aus unseren Motorradklamotten!

Seit Stunden blicken wir auf Olivenplantagen, geordnet und ausgerichtet wie der Lageplan in Städten. Einem Olivenfeld ähnelt dem anderen. Für mich sehen alle Olivenbäume gleich aus, aber das sind sie nicht. Spanien hat ungefähr 250 verschiedene Sorten an Olivenbäume und ist der größte Olivenöl Exporteur weltweit. 

Ziel ist der Campingplatz “Camping Rio Jara” in Tarifa, der  ca. fünf Kilometer vom Stadtkern entfernt ist. Wir bleiben für drei Nächte – eine Pause am südlichsten Zipfel Europas. 3000 km sind wir bereits gefahren und wir nehmen uns noch mehr als die doppelte Entfernung vor.  

“Camping Rio Jara” ist ganz klar ein Platz für Surfer, Reisende und Aussteiger – herrliche Eindrücke. 

Am Ankunftstag gehen wir es ruhig an und genießen den späten Nachmittag in der Sonne – befreit von der schwitzigen und warmen Motorradbekleidung. 

Der Campingplatz liegt westlich von Tarifa und wenn Tarifa die Trennung zwischen Atlantik und Mittelmeer darstellt, springen wir heute in den Atlantik. Der an dem Campingplatz gelegene Strand ist weitläufig und die Natur gewaltig, der Blick ist aufs Meer gerichtet oder auf die Berge – einfach Geil!

Reichlich Platz und Natur
Und Luftlinie sind es nur 15 km bis Marokko
Blick auf den Los Lances Beach am Campingplatz
Das ist mal ein ordentlicher Strand!

Am ersten Abend bleiben wir auf dem Gelände des Campingplatzes. Eine Gastronom versorgt uns mit Essen, Bier und später probieren wir den leckeren, süffigen, spanischen Sangria mit viel Eis. 

In der Nacht werden wir vom aufkommenden Sturm wach – ja, ein Sturm. Ich kann nicht mehr schlafen und denke immer wieder… “Gleich fällt ein umliegender Baum um oder wir werden von einer Sturmflut weggerissen”. Nichts passiert, aber der Sturm bleibt – hallo! – wir sind hier im Surferparadies Tarifa – irgendwie logisch, dass hier kräftige Winde wehen! 

Der extreme Wind bleibt – am nächsten Morgen fühlt es sich mit dem Wind so anders an. Wir sehen die nächsten zwei Tag auch nur einen einzigen Kitesurfer und ich meine, dass der Wind zu stark anstatt eine gute Bedingung für’s Kite- und Windsurfen ist – so meine laienhafte Einschätzung

Morgens  fahren wir in die Innenstadt von Tarifa. Eine typische spanische Stadt mit einem historischen Stadtkern und kleinen verwinkelten Gassen.

Der einzig „fliegende“ Kite-Surfer
Links Mittelmeer, rechts Atlantik

Der Stadtstrand führt zur Mini Insel Tarifa, der aller südlichste Punkt. Leider ist der Zugang zur Insel gesperrt. 

Zum späten Nachmittag auf dem Campingplatz zurück,  laden wir neu eingetroffene Motorradfahrer, die unsere Camping Nachbarn sind, zu einem Bier ein und verbringen einen netten Nachmittag und Abend mit alten und neuen Geschichten.

Max (aus Österreich) und Antoine (aus Frankreich) sind auch mit dem Motorrad unterwegs…
Im Restaurant auf der anderen Straßenseite des Campingplatzes

September 2013

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100.000 Klicks.   Wahnsinn. Danke an alle Besucher, die hier immer noch stöbern.

Ingos Sohn  (3) fährt inzwischen selbst Motorrad ( Minicrosser).

Ansonsten sind wir alle wieder in unser Spießerdasein zurückgekehrt und happy.

Da wir gerade alle unsere Mädels bearbeiten, haben wir Grund zu der Hoffnung, daß wir bald mal wieder auf eine längere Tour gehen dürfen.

Wir haben Sie bis jetzt schon von 2026 auf 2019 runtergehandelt. Mal sehen, was da noch geht.

„The Return of the Griffheizers“ in Cinemas all over Europe.

Seit Zeuge, wie die Kukident – Combo eingehüllt in Angoradecken ihre zweite Herausforderung besteht. Wir wissen zwar nicht wo wir hinfahren, sind aber froh, wenn am Ziel einer noch weiß wo wir überhaupt herkamen. gap

Tag 14 bis Tag 132 – nach Hause, die Stille nach dem Feuerwerk

Heute ist der 20.09.2011 und ich habe gerade zum ersten Mal wieder alle Artikel gelesen und alle Videos angeschaut. Der letzte Tourtag ist eigentlich nicht der Rede wert. Runter von der Fähre, 400 km Autobahn… gäähn … und dann alle nach Hause.

Das Heimkommen nach einer Reise ist der Teil, der der Reise eigentlich erst Sinn verleiht. Ich kann nur von mir sprechen, aber ich denke bei den anderen Jungs war es ähnlich. Empfangen zu werden mit Freude, von Menschen die Du liebst und die Dich lieben gehört zu den Dingen, die den Trip auch erlebenswert gemacht haben. 14 Tage war ich zuvor nie von meiner Familie getrennt. Wer von den Lesern jetzt zurecht sagt, ich kenne die angespannte Lage vor und nach jeder dreitägigen Stammtischfahrt nach Mallorca, dem sei verraten: Das ist etwas völlig anderes. Die kenn ich nämlich auch. Von einer 8000 km Motorradtour ( ok. inklusive Fähren ) nach Hause kommen ist dagegen wie eine Konfettiparade in New york. Wunderschön. Ute, Bennet, Lennox 🙂 ihr wisst schon…..

Danach kam das Nichts. Es ist nicht so, daß wir uns danach bewußt aus dem Weg gegangen sind, aber man merkte sofort: Nach dieser zweijährigen Planung , den Treffen, den Bieren bei den Treffen und dieser, absolut großartigen Tour, die jetzt erst richtig bei uns ankommt, war erstmal die Luft raus.

Männer !! Wenn ich mit allen zusammen insgesamt zwanzig mal gesprochen habe bis vor 14 Tagen ist das nicht untertrieben. Wir brauchten alle wieder Platz. Leider hat darunter auch unsere Motivation gelitten die Doku weiter zu pflegen. Sorry. Ich denke aber das ist völlig normal. Wir wollten uns ruck zuck zu einer Nachbereitung treffen, tausende Bilder einstellen und ich natürlich sofort den letzten Bericht fertigen. Na ja zumindest hat der Youtube Kanal geklappt.

Es war irgendwie als wenn man nach dem geilsten Sex gefragt wird, ob man noch kuscheln möchte. Na klar will man noch kuscheln, aber umdrehen und schlafen wäre auch nicht schlecht. Wir haben uns für umdrehen und schlafen entschieden.

Jetzt, nach vier Monaten spürt man aber langsam, daß wir wieder wach werden. Die Sonne strahlt ins Fenster, man dreht sich um und es gefällt einem was man sieht.

Die Kontakte häufen sich wieder. Wir sind wieder da. Elefantentreffen und Villa Löwenherz sind in Planung ( Insgesamt ca. 1200 km, Hammer oder ?? ) Wir kriegen langsam wieder Bock aufeinander……… und das meine ich jetzt nicht im – na jetzt müssen wir uns aber mal wieder melden – sonder im – wir haben wieder Bock – Sinne. Dafür liebe ich es ein Mann zu sein – scheiß auf den Chauvinismus – Monate kaum Kontakt und dann geht es einfach weiter, daß können Frauen nicht…….grunz……

Ich habe lange überlegt, was mir diese Tour bedeutet, gerade mit Kindern, anfang 40, wo die Familie absolute Priorität ist und 14 Tage abhauen völig illusorisch.

Wie kann man so etwas zusammenfassen, das die Familie Dich unterstützt und den Drang versteht, man viele Tage und Nächte zusammenhockt bei Schnee, Eis und Sonne, seinen besten Freund nach einem Streit am Polarkreis in den Arm nimmt, und 8000 km nicht Arbeitnehmer, Famlienvater, Rasenmäher, Autowäscher, Hundrausbringer oder Bildanbohrer ist, sondern einem erlaubt wird mal ein wirklich dickes Ding durchzuziehen von dem viele andere Familienväter leider nur träumen dürfen, einfach Mann sein, im ursprünglichsten Sinne.

Ich sach mal so………..

Ich habe um die Hand meiner Frau angehalten und sie hat „ja“ gesagt, ich hatte schon zweimal schreiende, gerade geborene Söhne im Arm…………………..andere Liga und das beste, was ein Mann erleben kann……………………………………………………..ich war mit meinen Freunden am Nordkap………mit dem Motorrad……………….. das sind die Dinge in meinem Leben, die ich nicht missen möchte.

Und jetzt geh ich mit dem Hund……………………………. wir sehen uns. Danke.gap

Tag 13: Heinola – Helsinki. Letzer Tag in Suomi und Fähre nach Hause.

Die Etappe und die Fähre sind schnell besprochen. Die Nacht hatten wir in Heinola, auf dem sehr idyllisch auf einer Mini-Insel gelegenen Heinäsaari Camping verbracht. Danach nur Autobahn. Fähre 221 € inkl. Bike und Bett pro Person. Das hätten wir uns schlimmer vorgestellt.

Essen ist so lala. Fühstück ganz gut, aber Lunch und Dinner muß man nicht erlebt haben
und mit 17, bzw. 22€ dafür zu teuer.Sauna ist umsonst, aber Souvenirs sollte man vorher besorgt haben. Der Shop ist gelinde gesagt übersichtlich. Lieber in Inari oder Rovaniemi im Souvenir Mekka zuschlagen.

Die Internet- Verbindung ist so schnell, daß man mit den Infos auch einen Schwimmer vorschicken könnte, der diese an eine Postkutsche weitergibt. 56k Modem mit Narkolepsie. Grausam.

Unsere Versuche, uns am Ende der Tour nochmal zünftig zu besaufen, scheitern bisher kläglich. In Heinola extra 10 Dosen Bier mehr gekauft und den Restmetaxa rausgekramt. Wir nippten an unserem Bier wie eins dieser Klappermodelle von Heidi Klum an einem koffein-, kalorien-, geschmacks- und spaßfreien isotonischen Hipgetränk, gähnten, kratzten uns am Bauch und fielen nacheinander ins Bett wie Godzilla nach einer Ladung Raketen in den East River, nicht mal angeheitert. Gestern abend wurde es noch schlimmer. Wir haben es mit Cocktails versucht. Cocktails. Werbetexter, gefangen im Körper von lederbehosten Stinkebären. Was müssen wir für ein beknacktes Bild abgegeben haben mit unseren Schirmchen am Zuckerrand. Wenigstens war auch ein White Russian dabei. Lang lebe der Dude. Trotzdem schliefen wir auch gestern wieder lange bevor die Götter der Fahruntüchtigkeit Platz in unserem Gleichgewichtszentrum genommen hatten. Alte Männer in der Warteschleife, Bingoabend wir kommen !!

Helsinki. Mein Gott, wie weit war das entfernt. Angetrunken saßen wir bei Ingo
( damals konnten wir uns noch besaufen ) und unterhielten uns darüber, daß wir nur noch alte Geschichten erzählen. Wir redeten uns in Rage, daß das Leben zu kurz sei, um bis zum Schluß Geschichten aus Zeiten zu erzählen, in denen Spontaneität nicht nur daraus bestand, mal den Brunch in dem neuen Lokal zu versuchen, sondern in einer Zugfahrt nach Jugoslawien ( wie das früher noch hieß ).

Am Ende des Abends stand der Plan mit dem Motorrad zum Nordkap zu fahren. Beschwipste Männer, bar jeder Vorstellung wie sauweit das ist und wie saukalt es dort im Mai sein kann. Das war vor zwei Jahren. Na ja, spontan ist anders, aber im letzten Jahr kam uns halt die Geburt von Ingos und Melanies Sohn Tjark dazwischen. Jetzt fahren wir auf der Ostsee nach Hause. Man hat ja ohnehin das Gefühl, daß die Lebensgeschwindigkeit mit dem Älterwerden zunimmt, aber dieser Zeitraum verging im doppelten Eiltempo.

Helsinki. Am Fährterminal haben wir Uwe aus Berlin kennengelernt. Typ, sehr dynamischer Pensionär. Er bereiste Norwegen mit seiner Frau im Wohnmobil. Er erzählte uns, diese Tour hätte er auch gerne mal mit dem Motorrad gemacht gemacht. Aber nach einem Unfall war seine Frau die Sorge satt, was nur all zu verständlich ist. Im Anschluß an das Gespräch sind wir uns einig, daß Uwe  wie ein sehr glücklicher Mensch wirkte, aber doch war Wehmut in seiner Stimme, vielleicht aufgrund des nicht eingegangenen Abenteuers. Wir wünschen Uwe und seiner Frau  noch viele Reisen und Glück. Und das er vielleicht den Biker in sich nochmal rausholt, sei es auch auf einem 125er Roller. Dann hat seine Frau zwar wieder eine Sorge mehr, aber die Welt auch einen lachenden  Zweiradfahrer mit Fliegen zwischen den Zähnen. Außerdem gibts auch Platz für eine Sozia. 🙂

Helsinki. 140 km waren es am Etappenstart, ein Klacks, trotzdem hielten wir dreimal an. Es war das Gefühl, sich von dem Haus zu verabschieden, in dem Mann gute gute Freunde zurücklässt. Man fährt langsam, winkt, hupt, dreht sich um, winkt, hupt nochmal, biegt um die Ecke und sagt:“ Jetzt können Sie uns nicht mehr sehen“ Um 18:55 Uhr konnte Finnland uns nicht mehr sehen.

Morgen kommt der letzte Tag.

Pension in Scharbeutz,  Ankunft zwischen 17:00 Uhr und 19:00 Uhr.
Reifenwechsel übermorgen um 09:00 Uhr in Travemünde.

Wir werden berichten. Eure Griffheizer. gap

Tag 12: Kärsämäki – Heinola. Letzter Tag vor der Fähre.

Der letzte komplette Tag vor der Fähre. Wir haben 24 Grad und Sonne. Der Hammer. Die geraden Straßen an der finnischen Seenplatte machen das Fahren hier zur Seelenmassage. Wenn nicht dieser furchtbare Ohrwurm wäre. Ich habe „Live is Live“ von Opus schon gehaßt, als es rauskam. Jetzt sitze ich auf dem Motorrad und singen dauernd “ Labadap bapbap live“ “ Na na nana na “ Komm Junge lenk dich ab, laß die Gedanken fliegen. Wenn etwas möglich ist, dann hier die Gedanken fliegen lassen. Sonorer Motorenklang, gerade Straßen, tolles Wetter.

Labadap bapbap, live. Wozu gibt es eigentlich Beitragsbemessungsgrenzen, oder private Krankenkassen ? – Warum sitze ich beim Arzt erst eine halbe Stunde mit Lesestoff im Wartezimmer und dann eine Stunde im Flur vorm Behandlungszimmer, ohne Zeitschrift ? – Jogi Löw ist schön, gepflegt und erfolgreich, sein Assistent Hansi auch, daß kann doch nur heißen….. und wie geht es eigentlich Guido Westerwelle ? – Schläft Angela Merkel mit ihrem Ma…. na na nana na.

Das war knapp. Das geht über Kilometer so. war Tom Hanks in Philadelphia besser oder in Forrest Gump ? Ist “ Die Verurteilten“ der beste Film aller Zeiten ? – Ist Christoph Waltz jetzt Deutscher oder
Österreicher ? Kung Fu war eine tolle Serie, damals … live.. na na nana na……
Hoppla, Robert blinkt zur Tankstelle. Ich halte neben ihm und frage: “ Wo sind wir eigentlich ?“ “ Keine Ahnung, war mit den Gedanken woanders, irgendwas mit Doppel – ää ! “ Ist das die totale Entspannung ? Als wir weiterfahren, fällt mir auf, daß seit zig Tagen irgendwas mit Bin Laden in den norwegischen und finnischen Zeitungen steht. Den haben sie wohl erwischt. Wir wissen aber immernoch nichts genaues.

Wir haben im Prinzip nichts von dem mitbekommen, was man sonst wichtige Nachrichten nennt. Zu Hause unvorstellbar. N24, ntv, Zeitung, man würde sich um die Infos reißen. Es ist jetzt nicht so, daß wir demonstratives Desinteresse zeigen wollen, aber wir haben seit zehn Tagen keinen Fernseher oder oder Zeitung gesehen. Und es ist für uns einfach nicht wichtig. Auch wenn wir mal WLan haben schauen wir nicht in Zeitungen. Wir vergessen es einfach. Tagebuch schreiben, dann irgendwann ins Bett.

Wir stellen fest, daß 99 % von allem, was täglich über den Bildschirm oder durch die Gazetten geistert eigentlich völlig unwichtig ist und unser Leben nicht im geringsten betrifft. Am Telefon besprechen wir das Tagesgeschehen mit den Familien auch nicht. Die Zeit ist zu kostbar. Da tauscht man Wichtiges aus.

Von existenziellem Belang war für uns nur, daß unsere Frauen uns sagten, daß Sie und unsere Kinder gesund sind. Das alle uns Lieben und sehr Vermissen. Mehr muß ein Mann in Finnland, auf dem Weg nach Hause, nicht wissen. Es ist das einzige, was wirklich zählt.
gap